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Nadine Schönwald Logo - Speakerin und Expertin für Inklusion
Januar 2025
2 Min. Lesezeit
Empfohlen

Behinderung & Arbeitswelt: Wie viel Inklusion wollen Unternehmen wirklich leben?

Ein persönliches Erlebnis zeigt: Viele Unternehmen wollen Inklusion – aber nur solange sie bequem bleibt. Warum echte Barrierefreiheit Haltung erfordert.

Nadine Schönwald - Autorin und Expertin für Inklusion

Geschrieben von

Nadine Schönwald

Ein persönlicher Moment, der viel über Strukturen verrät.

Neulich bei einem Kundentermin: Ich parke wie vereinbart auf dem Gelände. Was ich nicht wusste – und was niemand gefragt hat – war, dass zwischen Parkplatz und Eingang endlose Treppen lagen. Keine Rampe. Kein Hinweis. Kein Plan B.

Warum?

Weil niemand auf die Idee kam, dass ich vielleicht nicht jede Treppe problemlos gehen kann. Es wurde einfach nicht gefragt.

Dieser Moment steht sinnbildlich für ein größeres Problem: In der Theorie wollen viele Unternehmen inklusiv sein. In der Praxis zeigt sich jedoch schnell eine Grenze – nämlich dort, wo Inklusion unbequem wird.

Die unsichtbaren Grenzen der Inklusion

In vielen Organisationen gilt:

  • Sichtbare Hilfsmittel? Ja, aber bitte nicht zu auffällig.
  • Assistenz? Möglich, solange kein Zusatzaufwand entsteht.
  • Flexible Arbeitszeiten? Nur, wenn sie kaum vom Standard abweichen.

Die unausgesprochene Erwartung: Menschen mit Behinderung sollen funktionieren – aber nicht auffallen.

Das Problem: Diese Haltung verhindert echte Teilhabe und Chancengleichheit.

Inklusion ist kein „Nice to Have“

Echte Inklusion bedeutet nicht, Sonderbehandlungen zu schaffen. Es geht darum, Barrieren abzubauen – physisch, organisatorisch und in den Köpfen.

Und das beginnt mit einfachen, aber entscheidenden Fragen:

  • Brauchen Sie Unterstützung?
  • Gibt es etwas, das wir wissen sollten, um Ihren Besuch oder Ihren Arbeitstag barrierefrei zu gestalten?

Diese Fragen kosten nichts – aber sie signalisieren Respekt, Offenheit und den Willen, Vielfalt zu leben.

Warum Inklusion Aufwand bedeutet – und warum das gut ist

Ja, Inklusion kostet manchmal Zeit, Aufmerksamkeit und Geld. Aber dieser Aufwand ist kein Argument dagegen – im Gegenteil: Er zeigt, wie viel Nachholbedarf es noch gibt.

Barrierefreiheit am Arbeitsplatz ist nicht nur eine Frage der baulichen Gegebenheiten. Sie betrifft auch Prozesse, Kommunikation, Unternehmenskultur und Führung.

Wer hier investiert, gewinnt nicht nur an Vielfalt, sondern auch an Innovationskraft, Mitarbeiterbindung und Arbeitgeberattraktivität.

Die entscheidende Frage ist nicht:

„Wie viel Behinderung verträgt ein Unternehmen?“

Sondern:

„Wie viel Veränderung ist ein Unternehmen bereit zuzulassen, um Vielfalt wirklich zu leben?“

Fazit: Inklusion beginnt bei Haltung

Unternehmen, die Inklusion ernst meinen, verlassen sich nicht auf Annahmen. Sie fragen aktiv nach, hören zu und passen Strukturen an.

Das ist kein Zusatz, sondern Teil einer modernen, zukunftsfähigen Arbeitskultur.

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