Eine Behinderung entsteht oft mitten im Berufsleben mit Folgen für Karriere, Selbstbild und Teamdynamik. Wie Führungskräfte und Unternehmen unterstützen können
Geschrieben von
Nadine Schönwald
Behinderung mitten im Leben: Wenn sich Beruf und Alltag plötzlich verändern
Wenn das Leben eine plötzliche Wendung nimmt.
Ein Unfall, eine schwere Erkrankung, eine chronische Diagnose – und von einem Tag auf den anderen ist nichts mehr wie zuvor.
Viele Menschen denken bei Behinderung an etwas, das von Geburt an besteht. Die Realität sieht anders aus: Der Großteil der Behinderungen entsteht erst im Laufe des Lebens – und oft mitten im Berufsleben.
Diese Veränderung bringt nicht nur körperliche oder gesundheitliche Herausforderungen mit sich. Sie bedeutet auch einen tiefen Einschnitt in die berufliche und soziale Rolle.
Plötzlich steht nicht nur die eigene Leistungsfähigkeit infrage, sondern auch die Zugehörigkeit zum Team.
Kaum bekannte Fakten
(Quellen: Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Statistisches Bundesamt)
Der doppelte Bruch: Körperlich und sozial
Eine neu erworbene Behinderung verändert nicht nur, was jemand tun kann, sondern auch, wie er oder sie wahrgenommen wird.
Typische Folgen für Betroffene sind:
Kolleg:innen und Führungskräfte reagieren häufig aus Unsicherheit. Typische Muster sind:
Diese Reaktionen sind selten böswillig – wirken aber dennoch ausgrenzend.
1. Frühzeitig das Gespräch suchen
Interesse zeigen, ohne zu drängen. Ein Satz wie: „Ich bin da, wenn du über den Wiedereinstieg sprechen möchtest“ kann viel bewirken.
2. Flexibilität ermöglichen
Anpassungen bei Arbeitszeit, Pausen oder Aufgabenverteilung geben Betroffenen den nötigen Spielraum, um sich an die neue Situation zu gewöhnen.
3. Das Team vorbereiten
Ohne private Details zu teilen, kann die Führungskraft vermitteln, dass ein offener, wertschätzender Umgang wichtig ist – und dass Unsicherheiten angesprochen werden dürfen.
4. BEM als Kultur verstehen
Das Betriebliche Eingliederungsmanagement sollte nicht als Pflichtübung, sondern als strategisches Instrument für gelebte Inklusion genutzt werden.
5. Einbindung in Entscheidungen
„Für dich mitgedacht“ ist nicht dasselbe wie „mit dir entschieden“. Regelmäßig fragen, was gebraucht wird, wie es läuft und ob Anpassungen nötig sind.
Eine neu erworbene Behinderung ist nicht nur eine private Angelegenheit – sie betrifft auch das Arbeitsumfeld.
Wer das Thema als „Privatsache“ abtut, übersieht, dass Inklusion nur funktioniert, wenn sie aktiv gestaltet wird.
Es geht nicht darum, sofort perfekte Lösungen zu haben, sondern darum, im Gespräch zu bleiben und den Menschen nicht aus dem Blick zu verlieren.
Reflexionsfragen für Führungskräfte und Teams
Behinderung kann jede und jeden treffen – jederzeit.
Unternehmen, die vorbereitet sind und eine offene, flexible und wertschätzende Kultur leben, schaffen nicht nur bessere Bedingungen für Betroffene, sondern stärken das gesamte Team.
Denn Inklusion ist kein Sonderfall – sie ist Teil moderner Arbeitskultur.
💬 Diskussion:
Was würdest du dir wünschen, wenn du morgen selbst mit einer Einschränkung in deinen Job zurückkehrst?
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